Im Februar und März stehen am Musiktheater im Revier gleich zwei Musicals auf dem Spielplan, die dem Genre am Broadway auf unterschiedliche Weise neue Impulse gaben. „Avenue Q“, weil es Puppen und Menschen auf der Bühne zusammen bringt, um unterhaltsam und mit spitzer Satire aus dem alltäglichen Leben zu erzählen, und „Hedwig and The Angry Inch“, das mit Glam- und Punk-Rock-Songs die außergewöhnliche Reise von Hedwig erzählt, die nicht nur von der DDR nach Amerika, sondern auch von einem Geschlecht zum anderen führt.

weitere Infos unter http://www.musiktheater-im-revier.de/



PERÜCKE, GLAM ROCK UND DIE MAUER – HEDWIG AND THE ANGRY INCH


Für die vermeintlich große Liebe und eine Ausreise von Ostberlin in die USA und die Freiheit lässt sich der junge Hansel zur Frau operieren. Aus Hansel wird Hedwig. Doch die OP läuft schief, ein „angry inch“ bleibt zurück. Dieser erinnert sie zeitlebens an das alte Ich und lässt Hedwig fortan zwischen den Geschlechtern schweben. Wenig später vom Mann verlassen, hält sich Hedwig in der neuen Heimat Amerika mit schlecht bezahlten Jobs über Wasser, bis sie sich wieder verliebt: Für den Neuen, in dem Hedwig ihre Komplettierung sieht, schreibt sie Songs, die ihn zum gefeierten Star machen. Als auch er sie sitzen lässt und mit ihren Kompositionen abhaut, begibt sich Hedwig mit ihrer Band „The Angry Inch“ auf eine ganz eigene Tour: Nimmermüde stellt sie sich auf eine Bühne nach der anderen und erzählt mit Rocksongs aus ihrem Leben – mal auftrumpfend mit Glam Rock, ironisch mit Country, wütend mit Punkrock und in Balladen zwischen Melancholie, Frust und Abgeklärtheit.


Hedwigs Geschichte handelt vom Leben in einer repressiven Diktatur, der Überwindung der Mauer kurz vor deren Zusammenbruch und der Suche nach dem eigenen Ich, der eigenen Geschlechtsidentität und einem Platz in der scheinbar grenzenlosen Freiheit der USA.

John Cameron Mitchell trat zunächst selbst unter dem Namen „Hedwig“ als Sänger*in von Stephen Trasks Band „Cheaters“ im New Yorker Drag-Punk-Club „Squeezebox“ auf. Im Rahmen der Konzerte entwickelte Mitchell im Stil von Stand-Up-Comedy die Biografie der Drag-Persona „Hedwig“ ständig weiter und greift dabei auch auf Autobiografisches wie seine eigene Kindheit in Deutschland als Sohn eines amerikanischen Soldaten zurück. Das Musical folgt der Dramaturgie eines Konzertes, deren Musik Stephen Trask komponierte. 1998 feierte „Hedwig and the Angry Inch“ mit John Cameron Mitchell in der Titelrolle Premiere am Off Broadway und wurde mit einem Obie-Award (Off Broadway Theater Award) sowie dem Outer Critics Circle Award ausgezeichnet. 2014 hatte „Hedwig and the Angry Inch“ am Broadway Premiere, wurde in acht Kategorien für den Tony Award nominiert und erhielt vier der begehrten Auszeichnungen. Mit der 2001 veröffentlichten Verfilmung des Musicals, bei dem Mitchell sowohl die Regie als auch die Darstellung von Hedwig übernahm, wurde „Hedwig“ endgültig Kult. Fans des Musicals bezeichnen sich weltweit als „Hedheads“.

Unter den Darstellern, die sich der Herausforderung „Hedwig“ stellten, finden sich prominente wie „Glee“-Star Darren Criss und Jinkx Monsoon, Gewinnerin der 5. Staffel von RuPaul’s Drag Race.

Am Musiktheater im Revier nimmt ab Samstag, 05. Februar 2022 um 19.30 Uhr, im Kleinen Haus die deutsche Musicalgröße Alex Melcher diese Herausforderung an. Nina Janke übernimmt die Rolle des Yitzhak in der Inszenierung von Carsten Kirchmeier.

Termine
Nach der Premiere am 05. Februar 2022, 19.30 Uhr folgen diese weiteren Termine:
10./13./17./18. Februar
5./6./19./20. März
8./9./10. April
7./8. Mai 2022.

ALEX MELCHER
Hedwig and The Angry Inch – Pressefoto: Sascha Kreklau

 

Weitere Highlights im MiR - März & April 22

Carmen lebt die Freiheit und sie wird sie um jeden Preis verteidigen. Wenn sie liebt, dann ist ihre Liebe stark. Aber ist die Liebe verflogen, zieht auch Carmen davon. Unerhört für das Pariser Publikum der Uraufführung ist in der gleichnamigen Oper aber nicht nur das Portrait einer selbstbestimmten Frau, sondern der zur Schau gestellte Realismus: Carmen ist Arbeiterin, Prostituierte und auch noch eine „Bohème“, eine Roma. Unerhört aus heutiger Sicht ist die Art und Weise, wie sie ihr letzter Liebhaber, Don José, besitzen will. Der zurückhaltende Außenseiter entpuppt sich als hartnäckigster ihrer Verehrer. In Georges Bizets „Carmen“ stehen echte Menschen auf der Bühne, mit allen auch unsympathischen Wesenszügen. Bizets Musik führt aber auch dazu, dass allen menschlichen Fehlern zum Trotz, die stolze Carmen und der krankhaft eifersüchtige Don José sich direkt in die Herzen des Publikums singen. In Rahel Thiels Inszenierung reißt Carmen ihr Publikum Hals über Kopf in einen Strudel der Sehnsüchte, des Freiheitsdrangs und der menschlichen Abgründe.

Amphitryon ist erfolgreicher Feldherr und Mensch, Jupiter ist intriganter Verwandlungskünstler und Gott. Beide begehren die gleiche Frau: Alkmene. Doch Jupiter war zuerst da und hat sich in der Gestalt Amphitryons das genommen, was dieser für sich beansprucht: den Körper seiner Frau. Dabei schickte Amphitryon seinen Diener Sosias voraus, um seine siegreiche Rückkehr anzukündigen. Doch auch dieser muss bei Ankunft in Theben Bekanntschaft mit seinem göttlichen Doppelgänger machen. Merkur, der ihn mit Nachdruck von der Umsetzung des Auftrags abhält, hat schon Bekanntschaft mit Charis, der Frau des Dieners, gemacht. Das Verwirrchaos ist perfekt und schon nach kurzer Zeit hat keiner der vier Protagonisten noch den Überblick über die echte Identität des Gegenübers. Doch aus dem lustigen Verwirrspiel entspinnt sich immer mehr eine Identitätskrise der Figuren. Gepaart mit der Frage nach der Bedeutung von Krieg und den gebrauchten Mitteln zur erfolgreichen Selbstdarstellung inszeniert Regisseur NisSøgaard Heinrich von Kleists Klassiker Amphitryon als Schau- und Puppenspiel. Unterstützt wird das MiR Puppentheaterensemble von der Art-Pop-Band „We Will Kaleid“, die für den Abend Musik komponiert und arrangiert. Ein Literaturklassiker über die Rolle von Göttern und wie wir sie zum Leben erwecken, der mit seinen Motiven und der enthaltenen Selbstdarstellungswut der Menschen auch heute unbedingte Aktualität besitzt.

Drei Jahre wartet sie auf seine Rückkehr: die Liebe der Geisha Butterfly zu dem Marinesoldaten Pinkerton grenzt an die Obsession. Ihm zuliebe hat sie den Bruch mit ihrer Familie provoziert, doch nun fordert der aus Amerika nach Japan zurückgekehrte Pinkerton das Einzige, was Butterfly und ihn noch verbindet: ihr gemeinsames Kind. Die Katastrophe ist unabwendbar … Madama Butterfly besticht durch ihre genau beobachtete Figurenpsychologie und die von japanischen Originalzitaten durchsetztezutiefst emotionale Musik. Zum zweiten Mal nach über 25 Jahren setzt sich Regisseurin Gabriele Rech am MiR mit Puccinis Meisterwerk auseinander.

Infos 
http://www.musiktheater-im-revier.de/


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