Hamlet Mortuus Est - Arte Factum 2025 mit neuem Projekt 

Ein weiteres, neues Projekt der freien ARTE FACTUM THEATER COMPANY aus dem rumänischen Timișoara machte Hoffnung auf Spannendes und besonders Außergewöhnlichem nach den viel gelobten „Monologen der Einsamkeit“ im vergangenen Jahr. 

 

Dieses Mal hat sich das Team Mona Donici (Text) und Levente Kocsárdi (Konzept/Regie) an eine neue Shakespeare-Umsetzung herangewagt. Nachdem One Man/One Woman Interpretationen frenetisch gefeiert um die Welt gehen, liefert das bewährte Team mit „Hamlet Mortuus Est“ etwas fundiert Neues im erweiterten Kulturprogramm zum Showcase des Deutschen und Ungarischen Staatstheaters 2025. 

 

Nach Betreten der ausgezeichnet restaurierten Festung der Stadt leitet ein verschlungen spaciger Gang die Besucher in eine unterirdische Tiefe. 

 

Hier begegnen wir bereits dem Protagonisten Hamlet in Gestalt von Levente Kocsárdi auf Suche. Tastend, ohne Genaueres zu erkennen irrt er sich durch die Dunkelheit. Sein exzentrisches Aussehen, bestückt mit Fragmenten des Erlebten setzt sich in der folgenden Show (im minimalistischen Bühnenbild von Mihai Donici) fort, wenn er, zugleich auch Totengräber, in den Überbleibseln der Geschichtsträchtigen wühlt und feststellt, dass ein Wurm sich durch die Reste eines Jeden, eines Guten, eines Schlechten, eines Aufrichtigen und eines Diktators gefressen haben kann. 

 

Übrig bleibt der Dreck, eine lehmige Erde, mit der sich die nachfolgenden (Un)-Toten die Löcher in ihren Leibern zu kitten versuchen. Ohne Erfolg. Kocsárdi schlüpft in die Rollen derjenigen, die ihn geprägt haben. Mona Donici geht noch weiter, transferiert und „erinnert manchmal an Beckett - weniger an Godot als an Krapps letztes Band. Kocsárdi hantiert mit zwei Paar Schuhen und Votivgaben inmitten des vielseitigen Hauptrequisits eines Sarges, während er den Fehlern und verpassten Gelegenheiten in seinem Leben nachtrauert“, so der englische Kritiker Jeremy Malies (Plays International & Europe, 1.2.2024)

 

Diktatoren der Vergangenheit und der Gegenwart, Alexander der Große oder Hitler liegen im Grab, während Diktatoren wie Kim Jong Un, Erdogan, Orban, Lukaschenko, … als Warnung lebender Beispiele auf die Backsteinmauern projiziert werden. 

 

Das Videomapping von Sebastian Hamburger scheint in der Wölbung des Raums Akteur und  Zuschauer zu umschließen und im Geschehen zu vereinen: ein zeitgenössischer Hamlet, der (in Anspielung auf Rosencrantz und Guildenstern) von der Unverschämtheit der Staatsdiener spricht.

 

Das vielschichtig Verwobene von Donici Text und Spielweise/Konzeption von Kocsárdi faszinieren gleichermaßen, ziehen voller Inspiration den Besucher ins Geschehen. Sergiu Cătană webt mit Live Sound und Musik einen Klangteppich, durchflutet das Spiel in Raum und Zeit.

 

„Die Inszenierung ist gespickt mit … originellen Einfällen, und ich habe zweifellos noch viele andere verpasst. Aber was ich mitbekommen habe, hat mich mitgerissen. Ein interessanterer Ein-Personen-Hamlet als Eddie Izzards letzter Auftritt. Hier wird mit einem Prozent des Budgets und ohne viel Aufhebens ein ganz neues Licht auf das Stück geworfen,“ schwärmt Jeremy Malies (s.o.) 

 

Eine breites Medienecho möge diesem Stück den Weg zu internationaler Festival-Aufmerksamkeit verhelfen. Es lohnt sich!  


Back