Ein "Gespräch über die Wäscheleine" hat wohl schon jeder von uns geführt. Ob es sich dabei um den alltäglichen Tratsch aus der Nachbarschaft, einen flüchtigen Gruß des Gegenübers, das Willkommenheißen eines Neuhinzugezogenen oder auch den Ausbruch eines Streites handelt. Anlässe für Gespräche über die Wäscheleine gibt es sicherlich viele.


Das Thema ist einerseits sehr vertraut, aber für eine Kunstausstellung doch eher ungewöhnlich. 22 Schüler ganz unterschiedlichen Alters haben sich, jeder nach seinem Können und Wollen, mit dieser für sie überraschenden Aufgabe auseinander gesetzt.

Die Malgründe wurden nicht wie üblich im Handel erworben, sondern aus alten Wäschestücken hergestellt. So sehen wir heute anstatt Öl auf Leinwand, Acryl auf Küchenschürze, Kopfkissenbezug oder T-Shirt.

Wo auch im Alltag die Socke neben der Bluse baumelt, hängen hier ganz verschiedene Wäschestücke, Maltechniken und vor allem künstlerische Interpretationen an derselben Leine. Die Palette der Arbeiten ist breit gefächert:
 
 
 
 Diskussionen über Sport, Politik, Umwelt, Krieg und Frieden. Ein hitziger Nachbarschaftsstreit aufgrund eines verliebten Musikers oder das harmonische Aufeinandertreffen zweier Personen auf der Küchenschürze. Autobiografisches wie Urlaubseindrücke oder Schwangerschaft. Zwei lesbische Frauen, auf denen die Blicke der Nachbarn haften, ein bedrohlich wirkender Schatten sowie eine Gardinenpredigt, die sich gewaschen hat. Eine modebewusste Frau, die sich selbstbewusst auf einem Handtuch räkelt, derweil eine Dicke weinend auf einem Hamburger durchs Meer treibt.

Das KulturForum hat bereits eine ganze Reihe von unkonventionellen Ausstellungen an den ungewöhnlichsten Orten wie z.B. einem Baumarkt oder einem Autohaus stattfinden lassen. Dieses Mal inspirierte Christian Bauer, Leiter der Akademie für Kunst und Design, seine Studenten, ihre Werke im freien Raum, also am Ursprungsort des Themas "aufzuhängen".
 

 Während sich einige Schüler eher direkt mit dem beschäftigen, was über die Wäscheleine kommuniziert wird, interpretieren andere die Leine als eine Grenze, beschäftigen sich also eher mit dem was nicht kommuniziert, sondern nur heimlich beobachtet wird. Einige Schüler wiederum ließen sich durch die Wäschestücke selbst inspirieren.

Sprechen Sie also nicht nur über die Wäscheleine, sondern auch über die Wäsche auf der Leine.
Um den Entstehungs-Prozess von der Idee an darzustellen und zu erläutern, sind im Ateliergebäude Entwürfe zu jeder Arbeit ausgestellt. Es handelt sich dabei um Bleistiftskizzen und Farbmuster, die behilflich sind um die Proportionen, Farben sowie die gesamte Komposition des Bildes zu arrangieren. Oft haben die Schüler auch kurze und sehr aufschlussreiche, Erläuterungen beigefügt.


Ich hoffe ich konnte Sie anregen sich nun selbst an die Wäscheleine zu begeben, um das ein oder andere Gespräch mit den Schülern zu führen. Dabei sind Rebecca Brands, Charlotte Engels, Maria Esser, Helga Eßer, Vanessa Floß, Michaela Förster, Karin Haber, Beate Hilmer, Viola Holle, Ulla Juth, Pia Kääpä, Angelika Koenigs, Maria Meyer, Irma Pförtner, Agnes Schmitz, Brigitte Schmitz, Lore Sieben, Eva Thamm-Baumann, Helga Timm, Teresa Weckmann und Jasmin Wilkens.

Nutzen Sie die Gelegenheit und genießen den Anblick! Ich bin sicher, sie werden nicht jeden Tag so attraktive Wäsche auf der Leine haben. Egal ob 30,60 oder 90C°, Buntes oder Weißes.

Gesa Pflitsch, Management-Assistentin beim KulturForum Europa


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