Botosani liegt mitten in Europa – Besuch im Norden von Rumänien

(Von Christian Bauer) Botosani ist eine mittelgroße Stadt mit etwas mehr als 115.000 Einwohnern im Nordosten von Rumänien und liegt im gleichnamigen Kreis, umgeben von den Ostkarpaten, Moldawien und der Ukraine. Sagt man einem Rumänen, man besuche das Städtchen, so erntet man reges Erstaunen und es folgt die direkte Nachfrage, was jemanden in den hohen Norden des Landes führe. Doch wie fast immer und überall, ist Rumänien mehr als sein allgemein bekanntes Image.

In seiner Eigenschaft als Präsident des KulturForum Europa (KFE) folgte Dieter Topp einer Einladung des „Mihai Eminescu Theaters“. (Foto: BotosaniNews)

Der Poet Eminescu wurde als siebtes Kind des Gutsbesitzers Gheorghe Eminovici und seiner Frau Raluca geboren. Er besuchte die deutschsprachige Hauptschule und später das deutsche Obergymnasium in dem zur K.u.K.- Monarchie gehörenden Czernowitz, der Hauptstadt der Bukowina. Einer seiner Lehrer war Aron Pumnul,  ein rumänischer Sprachforscher, der aufgrund seiner revolutionären Ideen aus Siebenbürgen emigriert war und nun seine Schüler, darunter auch den jungen Eminescu, von der großen Bedeutung der rumänischen Kultur und Sprache zu überzeugen suchte. Eminescus dichterisches Werk setzte Maßstäbe für die weitere Entwicklung der rumänischen Literatursprache. Er schrieb in einer noch heute modernen Sprache. Von 1871 bis 1874 studierte Eminescu in Berlin Vorlesungen in Philosophie, Geschichte, Wirtschaft und Rechtswissenschaften. In diesen Jahren war der Einfluss der deutschen Kultur auf seine Geisteshaltung und seine künstlerische Aktivität enorm. Neben philosophischen und historischen Texten las er deutsche Literatur, vor allem deutsche Lyrik. So beschäftigte er sich intensiv mit Arthur Schopenhauer und Immanuel Kant, so heißt es in Wikipedia. An die ehemalige Wohnung des Dichters in Botosani erinnert nur ein kleine Tafel, im Theater ist der berühmte Sohn Rumäniens verewigt.

Mihai Eminescu „lebt“ im gleichnamigen Theater von aus den 1860er Jahren. Der wundervolle Vorbau des Hauses wurde in den letzten Kriegstagen von einer Bombe zerstört, übrigens die einzige, die in der Gegend fiel. Wiederaufbauten und Restaurierungen haben das historische Gebäude nie mehr wieder im Glanz der frühen Epoche erstrahlen lassen. Das soll sich jetzt grundlegend ändern. Mit EU-Geldern wird das Haus ab 2013 von Grund auf in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. Das „Schatzkästchen“ im Look großer, bekannter Opernhäuser der K.u.K.- Monarchie soll dann wieder „zur touristischen Attraktion der Stadt und auch zu einem Anziehungspunkt für Theaterliebhaber werden“, so Generalmanger Traian Apetrei.

Den Startschuss zum Groß-Projekts gab Dieter Topp und überreichte dem Haus die Europa-Medaille des KulturForum Europa. Er lobte in seiner Ansprache die großen Anstrengungen sowohl in bautechnischem und als auch künstlerischen Bereich. Dabei hob er die jüngste Inszenierung von Regisseur Petru Vutcarau (Chisinau, Moldawien) hervor, der das Stück „Pferde am Fenster“ des international bekannten rumänischen Schriftstellers Matei Visniek (Paris) in Botosani auf die Bühne gestellt hatte. (Hier werden nacheinander drei Lebensgeschichten von Menschen erzählt, die alle in irgendeiner Form in den Krieg involviert und miteinander verknüpft sind, ein Bild von Figuren, deren Leben durch den Krieg unwiederbringlich verändert wurden. Dieses groteske Porträt des Krieges schrieb Visniec kurz bevor er nach Frankreich emigrierte. Aufgrund seiner thematischen Brisanz wurde das Stück damals in Rumänien sofort verboten.) Der künstlerische Leiter des Theaters, Schauspieler Volin Costin, und seine Mannschaft hatten sich damit der bei der Theaterbiennale 2012 in Chisinau erstmalig seit langem einen breiten Zuspruch erarbeitet:

„Wir wollen auf diesem Weg intensiv weiter voran schreiten, um aus ganz Rumänien und auch aus dem Ausland Besucher in unser Haus zu bringen“, so Costin. Theatermanger Apetrei bedankte sich mit deinem Ehrendiplom an Dieter Topp, den „Freund des Mihai-Eminescu-Theaters“, der als Journalist und Chef einer deutschen Presseagentur sich um die Theaterbelange intensiv zu kümmern versprach. Er werde mit einer Schar ausländischer Medienvertreter bald zurück zu kehren, um über Fortschritte des Theaters und der Stadt Botosani zu berichten.


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